Ludwig Erhard Initiative

VERLEIHUNG DES FÜRTHER LUDWIG-ERHARD-PREISES 2015


Vor knapp 500 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat der Ludwig-Erhard-Initiativkreis zum 13. Mal den nach dem ehemaligen in Fürth geborenen Bundeskanzler und Bundeswirtschaftsminister benannten Preis verliehen. Den festlichen Rahmen dazu lieferte das Fürther Stadttheater, in das unter anderem Erhards Urenkel und viele Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Hochschulen, aber auch über 60 Fürther Schüler gekommen waren. Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an die Betriebswirtschaftlerin Dr. Vera Antonia Büchner. Sie hat an der Universität Hamburg zum Thema „Strategic Changes and Hospital Performance – Strategische Veränderungen und Krankenhausperformanz“ promoviert.

 

Festredner war Professor Dr. Otmar Issing, der als ehemaliges Mitglied im Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank und ehemaliges Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank auch auf die aktuellen Turbulenzen im Euroraum einging.


Neben Fürths Oberbürgermeister Dr.Thomas Jung richtete Dr.h.c. Charlotte Knobloch, die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Ludwig-Erhard-Haus, ein Grußwort an die Gäste.

Sie komme gerne nach Franken und besonders nach Fürth, das als „fränkisches Jerusalem, eine der spirituellen Hauptstädte des europäischen Judentums“ war. Als Vater des Wirtschaftswunders sei Ludwig Erhard unvergessen, doch dürfe man keineswegs die Bedeutung seiner Kanzlerschaft unterschätzen.

 


In jene Zeit fiel die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik, aus der eine enge Partnerschaft und schließlich eine verlässliche Freundschaft entstanden seien, so Knobloch. 

 „Unter der Devise ‚Mehr Wagemut, weniger wenn und aber‘ hat Ludwig Erhard eine historische Chance ergriffen“, erklärte sie anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Kritik daran habe Erhard mutig aufgenommen, „weil er Prinzipien, Werte und ein Gewissen hatte.“


 

Unter der Überschrift „Ludwig Erhard – überall und nirgendwo“ setzte sich Otmar Issing mit der gegenwärtigen Rezeption des ersten Bundeswirtschaftsministers auseinander. Es gebe derzeit eigentlich kaum eine Partei in Deutschland, die sich nicht auf Ludwig Erhard und die Soziale Marktwirtschaft beruft, so Issing.

„Er gehört allen, also niemandem“, so sein Resümee. Besonders am Mindestlohn und der Rente mit 63 konnte der Ökonom nichts Gutes finden. Ersterer sei ein eklatanter Verstoß gegen fundamentale Prinzipien der Marktwirtschaft und werde das gesellschaftliche Klima vergiften – ähnlich wie einst in der Weimarer Republik, befürchtet der 79-Jährige, als sich Arbeitgeber und Gewerkschaften die Lohnpolitik in die Hände der Reichsregierung legten und diese damit noch unbeliebter machten.

 

Otmar Issing bedauerte, dass die Marktwirtschaft aktuell ziemlich niedrige Zustimmungsraten bei den Bundesbürgern habe. Gerade deshalb begrüßte er das Konzept des künftigen Ludwig-Erhard-Zentrums, das Erhards Leben und Denken, und sein Konzept der Sozialen Marktwirtschaft vor allem der jüngeren Generation näher bringen soll.

 

Bereits in wenigen Wochen, Mitte September, wird gegenüber Erhards Geburtshaus in der Ludwig-Erhard-Straße der offizielle erste Spatenstich erfolgen, hatte die Vorsitzende des Ludwig-Erhard-Initiativkreises Evi Kurz zu Beginn des Abends unter dem Applaus des Auditoriums verkündet.


Größer als Issings Missfallen über schlechte Umfragewerte („Wo ist der Ordnungspolitiker, der auf die Ge-gensätze zwischen Sicherheit und Freiheit hinweist?“) ist wohl nur sein Ärger über die derzeitige griechische Regierung. Diese habe immer wieder rote Ampeln überfahren. „Kann die Eurozone dulden, dass ein Mitglied jedes Versprechen und jede Abmachung bricht?“, fragte Issing, um gleichzeitig zu mahnen, dass ein mögliches Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro den Bruch eines eigentlich als irreversibel erachteten Versprechens darstelle. Sein Fazit: „Die Wirtschaftsunion steht am Scheideweg.“

Im Anschluss überreichte Prof. Dr. Otmar Issing gemeinsam mit Evi Kurz den mit 4000 Euro dotierten Preis, der an Dr. Vera Antonia Büchner ging. Die Betriebswirtschaftlerin hat in ihrer Doktorarbeit die Beziehungen zwischen Krankenhausleitungen und –aufsichtsräten untersucht, ebenso Kooperationsbeziehungen von Krankenhäusern mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens und das Wirken von Krankenhausverbünden. Damit überzeugte sie die Jury unter der Leitung der Ludwig-Erhard-Stiftung in Bonn, die besonders die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit für Mensch und Umwelt und das Aufzeigen von Lösungswegen unter insgesamt elf Bewerbern bewertete.


Neben der Preisträgerin waren Dr. Britta Gehrke („Politikevaluation aus der makroökonomischen Perspektive: Arbeitslosigkeit, Fiskalregeln und Wechselkursdynamik“, Universität Erlangen-Nürnberg) und Dr. Stefanie Scholz („Der Kunde als Experte – Eine empirische Analyse von Kundenmündigkeit im Gesundheitskontext unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Verbraucher“, Universität Bamberg) nominiert.

Frau Dr. Britta Gehrke gewann den mit 1000 Euro dotierten Publikumspreis für die überzeugendste Darstellung ihrer Arbeitsergebnisse auf der Bühne.

 


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